Es ist doch eigentlich klar: Wir treffen uns, ich mache Fotos und am Ende bekommt ihr Fotos.
Oder?
Fast. Nein, eigentlich nicht. Klar ist das der Ablauf. Aber ist es das, was passiert? Meine Fotografie ist kein Foto Shooting, sondern eine fotografische Begleitung eures Lebens. Ich begleite euch an einem Tag, in einer bestimmten Phase eures Lebens für eine bestimmte Zeit. Und dazu gehört alles. Von eurer ersten Anfrage bis zu dem Moment, an dem ich euch die fertige Galerie zuschicke. Am Anfang steht das Kennenlernen, das Klären eurer Wünsche und Bedürfnisse in eurer spezifischen Lebensphase. Wovon wünscht ihr euch Erinnerungen und, warum? Wie kann ich euch dabei unterstützen? Welche Bedürfnisse habt ihr und alle Beteiligten? Welcher Wunsch steht im Vordergrund? Schon hier beginnt die Begleitung. Ihr überlegt euch, was wichtig ist. Und seid vor allem aufgeregt. Denn auch wenn ich euch im Alltag begleite und ihr irgendwie alles so macht, wie sonst, ist es etwas Besonderes. Ich bin dabei. Eine eigentlich fremde Person. Und das ist für alle aufregend. Und nur ihr entscheidet, an was ihr mich teilhaben lassen möchtet. All das klären wir im Vorfeld.
Einen fremden Menschen in sein eigenes zu Hause zu lassen und sie am eigenen Alltag teilhaben zu lasen ist eine große Entscheidung. Und keine leichte. Denn es kann passieren, dass vielleicht Momente oder Seiten von uns gezeigt werden, die wir – vielleicht – eigentlich nicht zeigen möchten. Wenn wir ungeduldig gegenüber unseren Kindern werden. Oder unsere Kinder dann doch nicht das machen, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten (obwohl das ja eigentlich der Normalfall ist, oder?). Nachher hattet ihr vielleicht sogar tagsüber einen schlechten Tag. Und dann soll eine Fremde in euren Alltag?
Das macht etwas. Schon im Vorfeld. Wir denken über unseren Alltag nach. An was wir jemanden teilhaben lassen möchten. Und auch dabei kann ich euch begleiten. Meine Fragen helfen herauszufinden, was wichtig ist. Denn am Ende ist es – eigentlich – egal, was ich mitbekomme. Ich gehe wieder weg. Ich schicke euch die Galerie. Und meine Begleitung ist erstmal abgeschlossen. Was aber bleibt sind die Fotografien. Die Erinnerungen. Das, was ihr nun an Bildern von eurem Alltag, von eurer Lebensphase habt.
Deswegen ist es so wichtig für mich, mich und meine Arbeit als eure Begleitung zu verstehen. Auch im Moment des Begleitet-werdens spürt man das Besondere. Es ist wie ein innehalten. Ein Schauen auf den Moment, auf den Alltag, den man festgehalten haben möchte. An den man sich erinnern möchte. Die man vor allem für die Kinder festhalten möchte.
Dieser Prozess hat eine große Kraft für das Bewusst-machen und Bewusst-werden im Alltag, der oft so schnell an uns vorüberzieht. Und der Prozess geht ja weiter, wenn die Bilder angeschaut werden: Wenn man alles, sich selbst und die Verbindung zu den Menschen von außen sieht. Und damit auch nochmal ganz anders wahrnimmt.
Ich finde darin steckt auch die große Kraft der dokumentarischen Familienotografie.